Wie du deinen Hund wirkungsvoll und dennoch fair korrigierst.
Zum entspannten Miteinander zwischen Mensch und Hund gehört es, dass du als Mensch die Verantwortung für deinen Hund übernimmst, um ihn sicher durch den Alltag zu führen. Du solltest ihn Lenken und Steuern. Genauso wie das Loben und Motivieren braucht dein Hund das Grenzen setzen und Korrigieren. Das ist Erziehung. Ein Mix aus liebevoller Konsequenz. (Meine Meinung)
Und wenn man von Erziehung spricht, egal ob bei Kindern oder Hunden, dann scheiden sich oft die Geister.
In meiner Welt geht es nicht ohne Korrigieren. Das bedeutet nicht, dass ich herrisch und laut durch die Welt laufe und meinem Hund ständig sage dies ist falsch und das ist falsch. Nein. Ich sage meinem Hund immer erstmal was alles super und richtig und schick ist. Aber wenn es wirklich nicht anders geht, dann solltest du auch mal sagen wenn dein Hund etwas falsch macht. Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen sind allerdings unverzichtbar.
Damit du nicht in einen Strudel aus „nein“, „aus“, „lass das“ gerätst, damit du deinem Hund und eurer Beziehung nicht schadest, musst du die Situationen in der du dich befindest genau einschätzen.

Bevor du korrigierst ist Folgendes zu beachten:
💜 Du solltest auf jeden Fall erst einmal schauen ob eine Korrektur in der Situation in der du steckst fair wäre. Dabei solltest du die Ursache für das Verhalten deines Hundes immer im Blick haben.
💜 Du solltest schauen, ob du anstatt zu korrigieren auch mit ignorieren weiter kommen könntest.
💜 Du solltest bevor du korrigierst zuerst prüfen ob du nicht doch mit einer freundlichen Alternative deinen Hund begreiflich machen kannst, was richtig ist und was falsch.
💜 Du solltest schauen welche Korrektur erforderlich ist.
💜 Du solltest abschätzen und abwägen, welche Intensität der Korrektur wirkungsvoll ist.
Eine Menge Überlegungen vor einer Korrektur.

Die Frage ist dann natürlich auch, wie sollte so eine Korrektur aussehen. Wie sollte eine Korrektur für euch aussehen? Und klar würde ich dir jetzt gerne sagen, mach dies und mach das. Aber so einfach ist das nicht.
Es kommt immer auf die Energie der Situation drauf an. Was mein ich damit? Eine Korrektur wenn du langsam und in Ruhe Deckentraining mit deinem Hund trainierst und dein Hund nach 5 Minuten das 1. Mal wieder aufsteht, sieht wahrscheinlich anders aus, als eine Korrektur in einer total aufregenden Hundebegegnung. Je energiegeladener die Situation, desto energiegeladener wird eine Korrektur aussehen.
Es kommt auf den Charakter deines Hundes an. Ist dein Hund von der sensiblen Fraktion, dann musst du mit Korrekturen natürlich sehr gedämpft herangehen, um dein Sensibelchen nicht einzuschüchtern. Denn Angst sollte in der Kommunikation und beim Thema Korrektur natürlich niemals eine Rolle spielen. Ist dein Hund sehr robust vom Charakter her, dann kann die Art und Weise, die Intensität, ein bisschen höher sein.
Es kommt auf deine innere Einstellung, deine Stimmung und deine Energie an. Wie bist du vom Charakter her? Wie ist deine Einstellung zur Situation? Auch das sind Fragen, die beim Thema Korrektur mit auftreten. Wenn du eher ein zurückhaltender, ruhiger Mensch bist, dann wird bei einer Korrektur deinem Hund gegenüber natürlich auch nicht so die Energie herüberkommen. Genauso wenig würde die Intensität deiner Korrektur hoch sein, wenn dir die Situation eigentlich gerade gar nicht so wichtig ist. Umgekehrt ist dies ebenso der Fall. Ist dir die Situation gerade extrem wichtig und bist du ein energiegeladener Mensch, dann wird die Korrektur straffer ausfallen.
Ich weiß, das Ganze war bis hierhin sehr allgemein. Aber unsere Welt ist nun mal bunt und du musst deinen persönlichen Weg finden. Einen Weg, der für dich und deinen Hund gleichermaßen passt. Bei dem ihr euch beide Wohl fühlt.

Unter der Beachtung dieser 3 Aspekte solltest du deine Korrektur wählen. Außerdem empfehle ich dir auf Folgendes zu achten, um deinem Hund mit Hilfe von Korrekturen auch wirklich nicht zu verwirren oder gar zu schaden.
Sei immer fair.
Bevor du korrigierst, solltest du dich immer fragen: Weiß mein Hund gerade eigentlich was er da falsch macht? Eine Korrektur sollte nie aus heiterem Himmel für deinen Hund kommen.
Was ich zum Beispiel oft sehe, ist, dass ein Mensch ein Verhalten im Anfangsstadium toleriert oder im schlimmsten Falle auch noch fördert. Wird es dem Menschen aber zu heftig, dann korrigiert er gleich mit einer unangebrachten übermäßigen Intensität.
Als Beispiel: Ein Hund winselt seinen Menschen an, weil er seine Aufmerksamkeit möchte. Der Mensch reagiert auf das Winseln mit einem Blickkontakt, mit einem „hey was ist denn los?“. Der Mensch reagiert halbherzig auf das aufmerksamkeitsfordernde Verhalten seines Hundes und fördert es in diesem Fall durch seine Reaktion auch noch, denn beim Hund kommt an: „oh so reagiert er. Wenn ich winsel.“ Der Mensch reagiert aber dann nicht mehr wirklich und versucht das aufmerksamkeitsfordernde Verhalten weg zu ignorieren. Dann steigert der Hund seine Intensität und bellt seinen Menschen an. Erst jetzt reagiert der Mensch korrigierend, weil ihm anbellen gar nicht gefällt. Für meine Begriffe war die Korrektur dann unfair, denn der Mensch hätte schon die niedrigere Intensität, das Winseln korrigieren können. Oder er hätte es komplett ignorieren müssen. (Natürlich sollte man sich immer hinterfragen warum der Hund jetzt winselt. Korrektur ist nicht immer angebracht.)
Ein weiteres Beispiel: Dein Hund ist, wenn du nach Hause kommst sehr aufgeregt. Du begrüßt ihn genauso aufgeregt. Wenn dein Hund aber dann hochspringt, dann korrigierst du. Auch dieses Verhalten vom Menschen finde ich unfair, denn er fördert die Aufregung des Hundes. Wenn der Hund dann aus dieser Hibbeligkeit heraus ein nicht gewünschtes Verhalten zeigt, wird er korrigiert. Für den Hund ist dies nicht fair.
Sei fair zu deinem Hund. Schau auf eure Kommunikation, dein und sein Verhalten vor der Korrektur. Warum ist es dazu gekommen, dass du korrigieren musst? Hättest du vorher noch etwas anders machen können?
Korrigiere immer so intensiv, dass es wirkt, aber nicht zu intensiv.
Natürlich sollte eine Korrektur nicht übermäßig intensiv angesetzt werden. Umso weniger Energie du reingibst, umso besser ist es natürlich. Allerdings sollte eine Korrektur so intensiv sein – und nochmal ich meine damit nicht laut, herrisch oder bösartig – so intensiv, dass sie wirkt. Wenn du immer und immer wieder korrigieren musst, dann kannst du es auch lassen. Dann stecken andere Gründe und Wege dahinter. Dann ist die Situation entweder zu schwer. Dein Hund nimmt deine Korrektur als Lob oder Aufmerksamkeit wahr. Er erkennt vielleicht auch nicht den Vorteil deiner Handlung. Oder für dich ist die Situation und deine Einstellung gar nicht so bedeutend. Oder es gibt andere weitreichendere Gründe.
Korrigiere lieber körpersprachlich.
Hunde untereinander kommunizieren hauptsächlich über Körpersprache und weniger über Laute. Wir Menschen sind da anders. Wir quatschen sehr gerne und nutzen unsere Körpersprache nicht so intensiv. Damit dich dein Hund aber versteht ist es von Vorteil, dass du in der Mensch Hund Kommunikation deine Körpersprache nutzt. Wenn du dich frontal, aufrecht, mit klarem Blick deinem Hund entgegenstellst, bedeutet das so viel wie: „Halte Abstand!“ oder „Hier ist eine Grenze“. Also hör auf zu quatschen, nutzt deinen Körper.
Korrigiere nie laut oder frustriert.
Auch hier wieder ein Beispiel aus der Hund Hund Kommunikation. Stell dir vor es treffen 2 große mächtige und souveräne Rüden aufeinander. (Vorausgesetzt sie dürfen normal miteinander kommunizieren.) Wenn sie sich begegnen ist die Stimmung oftmals ruhig und explosiv. Meist läuft es so ab, dass sie sich beschnüffeln, ein Hund sich dann dem anderen frontal gegenüberstellt und der andere ausweicht. Dann gehen beide Hunde ihres Weges. Ohne, dass ein Hund laut geworden ist, haben sie ihre Sache geklärt.
Ein souveräner Hund ist nicht laut. Er stolziert. Er handelt taktisch. An dieser Charaktereigenschaft können sich andere Hunde gut orientieren. Und genauso ist es bei uns Menschen. Hunde nehmen nur von ausgeglichenen, souveränen und klaren Menschen vorgegebene Dinge an. Sie nehmen nur eine klare und deutliche Ansage an.
Wenn du laut sein musst, damit dein Hund das macht, was du möchtest, dann zeugt das eher von Verzweiflung deinerseits. Kann sein dass dein Hund darauf reagiert, aber meist nur aus Angst.
Nach einer Korrektur erfolgt immer eine freundliche Alternative.
Das Wichtigste bei einer Korrektur, wenn du ein Verhalten abrechen möchtest, ist, dass du deinem Hund kurz danach ganz freundlich sagst, was er stattdessen tun soll. Und das fällt den meisten Menschen schwer. Sie stecken in der korrigierenden Energie fest und können nicht sofort wieder auf freundliches Motivieren umschalten. Dabei ist es so wichtig, dass du deinem Hund immer erst mal freundlich sagst, was er tun soll. Wenn er nicht reagiert, dann erfolgt eine klare, energievolle Korrektur und gleich danach eine freundliche Motivation. Konzentrier dich einmal auf diesen klaren Wechsel zwischen freundlich, korrigierend, freundlich.
Lieber gar nicht korrigieren, wenn du weißt dass du keine Chance hast.
Es wird Situationen bei dir und deinem Hund geben, da wirkt keine Motivation, da wirkt keine Korrektur. Da ist dein Hund vielleicht gerade in einem Tunnel und kann nicht klar denken. Oder er ist zu weit von dir entfernt und du hast auf diese Entfernung keine Chance ihn zu lenken.
Egal welcher Fall, wenn du das Gefühl hast, du kommst nicht an deinen Hund ran, deine Motivation oder deine Korrektur würde nix bringen, dann versuch es bitte auch gar nicht erst. Mach es dir und deinem Hund zunächst einfacher indem du beispielsweise aus der schwierigen Situation hinausgehst. Oder indem du die Entfernung zu deinem Hund verringerst. Und dann fang an!
Setz keine Hilfsmittel ein.
Ich denke es ist selbstverständlich, aber ich erwähne es dennoch einmal. Für eine Korrektur benötigst du keine Hilfsmittel. Du benötigst nur dich als souveränen klaren Menschen.
Klar wirkt eine Sprühflasche, eine Rassel, ein Sprühhalsband oder eine Korrektur über einen Leinenruck. Aber eigentlich willst du ja vernünftig mit deinem Hund kommunizieren, oder? All diese Hilfsmittel sind entweder unfair, weil sie mit Schreckreizen arbeiten, Angst machen oder Schmerz verursachen. All das kann nicht gesund für eure Beziehung sein.

So das waren ganzschön viele Infos. Lass sie dir gern einmal durch den Kopf gehen. Mein Apell an dich: Setz Korrekturen in der Kommunikation zu deinem Hund ein. Hunde brauchen klare Grenzen. Aber wähle mit Bedacht wann, wie und warum du korrigierst. Sei fair und behalte dir bitte immer eine positive Grundstimmung.
Und wenn du dir noch mehr Input zum Thema Korrigieren wünschst, wenn du herausfinden möchtest an welchen Stellschrauben du noch drehen kannst, um deine Korrektur zu optimieren – damit sie fair aber wirkungsvoll ist – dann hüpf fix noch in die Quick Tipps hinein. Schau dir 7 wertvolle kurze Videos an und gehe danach viel verständnisvoller und klarer mit deinem Hund um.
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